ORF2
kulturMONTAG
Kultur, Magazin • 20.01.2025 • 22:30 - 23:17
Clarissa Stadler.
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Originaltitel
kulturMontag
Produktionsland
A
Produktionsdatum
2025
Kultur, Magazin
Peter Schneeberger präsentiert am 20. Jänner 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON die jüngste Ausgabe des "kulturMontag", der sich u. a. mit Kulturproduktionen im Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag von Johann Strauss Sohn befasst. Live im Studio ist Filmexperte und Regisseur Alexander Horwath anlässlich seines jüngsten Projekts "Henry Fonda for President", das derzeit im Kino zu sehen ist. Außerdem widmet sich die Sendung u. a. dem Zustand von Demokratien weltweit, der sich laut einer aktuellen Studie massiv verschlechtert hat. Anschließend an das Magazin steht die Dokumentation "Kikis Kosmos - Die Kunst der Kiki Kogelnik" (23.15 Uhr) zum 90. Geburtstag der Künstlerin auf dem Programm. Seelenanalysen und Innenwelten - Die Strauss-Mania im Jubiläumsjahr: Gleich mehrere Kulturproduktionen widmen sich dem heurigen Jahresregenten Johann Strauss Sohn anlässlich dessen 200. Geburtstags. Jacqueline Kornmüller geht in der Musiktheaterinszenierung "Blitz und Donner", die am 25. Jänner im Wiener Odeon Premiere feiert, der bislang wenig bekannten Liebesgeschichte zwischen dem Künstler und der russischen Aristokratin Olga Smirnitskaja anhand von 100 Liebesbriefen nach. Lange waren diese verschollen, erst 1993 wurde eine Abschrift in der Wienbibliothek im Rathaus entdeckt. Weiterhin als verschwunden gelten die Gegenbriefe von Smirnitskaja, die Lieder nach Texten russischer Dichter, etwa Alexander Puschkin, vertonte. Für die Produktion "Blitz und Donner" beantwortet die österreichisch-japanische Schriftstellerin Milena Michiko Flašar Strauss' Briefe, die mehrfach preisgekrönte österreichische Komponistin Johanna Doderer stellt sich dem musikalischen Dialog mit dem Walzerkönig. Einen spielerischen Zugang zu dessen Leben und Wirken hat sich die Künstlerin Deborah Sengl mit ihrem Escape-Room "Schatten des Zweifels - Im Kopf des Genies" überlegt. Sie liefert mit einer Rätselrallye eine Reflexion über Wünsche, Sehnsüchte und Ängste. Wer war der Mann, dessen berühmtes goldenes Denkmal im Wiener Stadtpark zu den meistfotografierten der Stadt zählt? Ein Popkünstler seiner Zeit, der durch seinen Ruhm zunehmend zu einem Gefangenen wurde? Hatte er nach zig Walzer-Kompositionen womöglich so etwas wie ein Burn-out? Sengl, die u. a. mit ihrer Ratten-Installation zu den "letzten Tagen der Menschheit" von Karl Kraus auch international reüssierte, führt in dem Escape Room direkt hinein in das Denken und die Emotionen des weltbekannten Tonsetzers. Wie in all ihren Werken stellt sie auch Strauss als Tier dar und hat sich zu seiner Verkörperung für einen Skye Terrier entschieden - eine Hunderasse, mit der der Musiker ob seiner dichten Behaarung eine gewisse Ähnlichkeit hat. USA auf der Couch - Doku-Essay "Henry Fonda for President", dazu Filmemacher Alexander Horwath live im Studio: Henry Fonda, der mit Filmklassikern wie "Früchte des Zorns" oder "Die zwölf Geschworenen" Filmgeschichte geschrieben hat, gilt als eine der größten Filmlegenden der amerikanischen Traumfabrik. Der Schauspieler und mehrfache Oscar-Preisträger wurde im Lauf der Jahrzehnte zu einer amerikanischen Ikone, die von ihren Landsleuten in beispielloser Weise verehrt wurde. Durch seine eindringliche Darstellung moralisch unfehlbarer Männer verkörperte er die amerikanischen Tugenden in ihrer reinsten Form. Mehrmals stellte er amerikanische Präsidenten dar, etwa 1964 in dem Filmdrama "Angriffsziel Moskau". Alexander Horwath, wohl einer der versiertesten Filmhistoriker im deutschen Sprachraum, betrachtet in seinem dokumentarischen Essay "Henry Fonda for President" die Geschichte der Vereinigten Staaten durch das Brennglas des Filmschauspielers. Das dreistündige Epos ist auch das filmische Denkmal eines US-Präsidenten, den es allerdings nur auf der Leinwand gegeben hat. Ein Film über die US-amerikanische Geschichte, das Kino und über die gegenwärtige Nation. Unaufgeregt, aber spannend erzählt, nennt Horwath die als Heldentaten gerühmten Geschehnisse im Land beim Namen, spricht von Vertreibung, Völkermord und Verfolgung, während in den USA der Aufbruch in die neue Welt glorifiziert wird. Wo amerikanische Legenden alles in mildes Licht tauchen, geht es für Horwath um Machtgier, Rassismus und Umweltverwüstung. Am Tag von Donald Trumps Angelobung zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist Alexander Horwath live zu Gast bei Peter Schneeberger. Fragiles Konstrukt - Ist die Demokratie dem Untergang geweiht? Laut der jüngsten Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Lage von Demokratien hat sich diese weltweit massiv verschlechtert: "Zu keinem Zeitpunkt wurden in den vergangenen 20 Jahren so wenige Staaten demokratisch regiert wie heute", lautet das ernüchternde Urteil. 63 Demokratien stehen zurzeit einer Mehrheit von 74 Autokratien gegenüber. Zugleich attestierten die Autoren vielen Staaten ökonomische Ungleichheit und eine verfehlte Wirtschaftspolitik. In 83 der 137 Länder herrsche eine massive soziale Ausgrenzung. Das Vertrauen in den staatlichen Souverän sinkt. In Krisenzeiten, wenn die Menschen Sorgen und Ängste haben, wählen sie extreme Parteien. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in vielen demokratischen Ländern größer geworden. Wie organisiert man Zustimmung? Wie begegnet man dem Abwandern ins Extreme? Dabei haben zwei Wissenschafter zuletzt den Wirtschaftsnobelpreis bekommen, weil sie beweisen konnten, dass die Demokratie die Staatsform ist, die größtmöglichen Wohlstand für die Bürger:innen bringen kann. Simon Johnson und James Robinson sind in ihren Studien der Frage nachgegangen, warum manche Länder reicher als andere sind. Ihre Erkenntnis: Starke demokratische Institutionen wie freie Wahlen, unabhängige Gerichte und Parlamente, die im Interesse der Bevölkerung Gesetze beschließen, erhöhen den Wohlstand eines Staates. Aber auch ein vielseitiges Bildungsangebot und Forschungseinrichtungen tragen dazu bei.