Genetisch gleichen sich Mensch und Schimpanse zu fast 99 Prozent. Aber was hat der heutige Homo sapiens mit seinen nächsten Verwandten wirklich gemeinsam? Der amerikanische Paläontologe Neil Shubin unternimmt eine Expedition zu den gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Affe.
Zwei der wichtigsten Fossilien-Funde in Äthiopien erklären, warum die Menschen aufrecht gehen. Im menschlichen Körper gibt es sehr viele Belege für ein vergangenes Leben als Primat. Etwa das Steißbein: Es ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als unsere Urahnen noch wie Affen aussahen und Schwänze hatten. Die Art, wie wir die Welt betrachten, uns bewegen und sogar unsere Art zu denken, kann man bis in die Zeit zurückverfolgen, als unsere Vorfahren noch auf Bäumen lebten – es ist der Affe in uns allen.
Unsere Vorfahren hatten eine horizontale Wirbelsäule und gingen dann aufrecht. Das heißt, jeder Knochen musste verändert, in eine neue Position gezwungen werden. Um dabei das Gleichgewicht zu finden, musste sich der Rücken krümmen. Unsere S-förmige Wirbelsäule ist einmalig in der Welt der Säugetiere, aber sie verursacht jede Menge Probleme. Die meisten von uns klagen irgendwann im Leben über Rückenbeschwerden. Die Dokumentation "Der Affe in uns" erklärt, warum.
Durch "Lucy", eine Vertreterin der Gattung Australopithecus afarensis, weiß man, dass unsere Vorfahren es vor 3,2 Millionen Jahren geschafft haben, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Wie das zustande kam, sieht man an dem Fossil Ardipithecus. Es hat die Vorstellung der Wissenschaft darüber, wie der Mensch den aufrechten Gang lernte, revolutioniert.
Denn "Ardi" gehört zu einer neuen Spezies, die an einem entscheidenden Punkt der Evolution stand – 4,4 Millionen Jahre vor unserer Zeit: "Ardi" lief schon aufrecht, als sie noch im Wald lebte. Ihr Skelett widerlegt die alte Theorie, die besagt, dass der Mensch erst auf zwei Beinen zu gehen begann, als das Klima sich änderte und der Wald zur Savanne wurde.